Ab dem Jahr 2025 wird die bisher verwendete Methode des Nachtminimums zur Ermittlung des Fremdwasseranteils in Bayern von einigen Wasserwirtschaftsämtern nicht mehr akzeptiert. Diese Methode liefert oft keine realistischen Einschätzungen der Fremdwasseranteile. Falls bei der Eigenüberwachung eine Methode zur Bestimmung des Fremdwasseranteils verwendet wurde, die zu unrealistischen Ergebnissen führen könnte, soll die Abschätzung des Fremdwasseranteils mit einem geeigneten Verfahren erneut durchgeführt werden. Daher rät das LfU, die Methode zur Bestimmung im Voraus mit dem Wasserwirtschaftsamt abzustimmen und im wasserrechtlichen Erlaubnisbescheid festzuhalten. Als Ersatz zur Nachtminimum-Methode können die seit einigen Jahren etablierte Alternativmethode des Gleitenden Minimums sowie die in diesem Jahr neu zugelassene Jahresschmutzwasser-Methode angewendet werden.
Eine ausführliche Erläuterung vom LfU zu den Methoden finden Sie hier.
Warum ist die Ermittlung des Fremdwasseranteils so wichtig?
Die maßgebliche Aufgabe der Kläranlagen ist die Reinigung von häuslichem Abwasser. Alles andere – sogenanntes Fremdwasser – sollte idealerweise gar nicht erst ins Kanalsystem gelangen. Doch durch verschiedene Ursachen gelangt es dennoch in die Kanalisation:
- Infrastrukturprobleme und Schäden im Kanalnetz
- Missbrauch durch Privatpersonen, z.B. durch illegale Einleitung
Eine realistische Ermittlung des Fremdwasseranteils ist daher sehr wichtig, um Handlungsbedarf aufzudecken. Zudem kann ein hoher Fremdwasseranteil weitreichende Folgen haben, da er zusätzliche Belastungen für die Kläranlage verursacht und hohe Kosten durch Sanierungsmaßnahmen bei Überschreitung der Schwellwerte von 25% bzw. 50% Fremdwasseranteil nach sich zieht.
Methoden zur Bestimmung des Fremdwasseranteils genauer erklärt
Gleitendes Minimum (seit AQASYS BTB 10 etablierte Methode)
Diese Methode basiert auf der Ermittlung des minimalen Zulaufwerts einer Kläranlage innerhalb von 21 Tagen, gleitend über das Jahr verschoben. Der niedrigste Wert innerhalb dieser Zeitfenster wird als Referenzwert für Trockenwetterabflüsse herangezogen. Problematisch kann jedoch sein, dass der niedrigste Wert nicht immer einem echten Trockenwettertag entspricht – etwa bei längerem Regen.
Jahresschmutzwasser-Methode (neue Methode für Bayern)
Diese Methode verwendet nur tatsächliche Trockenwettertage, die per Wetterschlüssel definiert werden. Der Betreiber legt fest, welche Tage als Trocken- oder Mischwettertage gelten. Die Zulaufmenge der Kläranlage wird in Relation zur verkauften Trinkwassermenge der Kommune gesetzt.
Im AQASYS BTB werden bei beiden Methoden die Trockenwettertage und Zulaufmenge visualisiert, um Plausibilitätschecks und eine effiziente Prüfung der Rechenbasis für den Algorithmus zur Bestimmung des Fremdwasseranteils gemäß Jahresschmutzwasser-Methode oder Gleitendem Minimum durchzuführen.
Grafik zur Fremdwasserbestimmung nach der Methode des Gleitenden Minimums.
Balkendiagramm mit Historien-Darstellung der vergangenen Jahre zur Bestimmung des Fremdwasseranteils nach der Jahresschmutzwasser-Methode.
Bericht zur Fremdwasserbestimmung nach der Methode des Gleitenden Minimums. Die Trockenwetter-Tage werden grau hinterlegt.
Bericht zur Fremdwasserbestimmung nach der Jahresschmutzwasser-Methode. Die Trockenwetter-Tage werden gelb markiert.